Produktionsschüler setzen sich mit dem Strukturwandel auseinander:Ein Tag mit vielen Eindrücken am Grubenrand und im Cafe Nr 5

Strukturwandel zu verstehen ist nicht einfach. Das Wort ist schwer, die Bedeutung komplex und was da eigentlich passiert ist sehr vielschichtig.
Trotzdem – oder vielleicht auch deswegen hat die Produktionsschule einen Ausflug an den westlichen Grubenbrand des Garzweiler Tagebaus gemacht. Am Skywalk in Jackerath verschaffte man sich einen Eindruck von der Größe des Lochs. An den Rändern der Grube sind Siedlungen zu sehen aber auch wo jetzt der Bagger arbeitet haben mal Menschen in Dörfern gewohnt. Die mussten in andere Städte umziehen oder wohnen jetzt in ganz neuen Dörfern mit dem alten Ortsnamen. Alles passiert, damit die Kohle aus der Erde geholt werden kann. Die wird verbrannt und es entsteht der elektrische Strom für unsere Maschinen und Geräte. Das erzeugt viel CO2. Wie Energie auch anders zu gewinnen ist, zeigen die Wind- und Fotovoltaikanlagen an der A44. Auch hier staunten die Schülerinnen und Schüler der Produktionsschule wie riesig alles ist.
Bevor die Gruppe nach Berverath in den Projektstandort vom Cafe Nr 5 fuhr, gab es einen Stopp in den verlassen Dörfer Keyenberg und Unterwestrich. Die Lost Places haben die jungen Menschen sehr beeindruckt. Das Warum, Wieso und wie es weitergeht haben zu vielen Fragen und Betroffenheit geführt. In Berverath auf dem Schwalbenhof konnten die Eindrücke nochmal vertieft werden. Ein Spaziergang über das Feld an den nahen Grubenrand gab einen Eindruck, wie man in einem fast leeren Dorf in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schaufelradbagger, aber auch zwischen Tieren und Landwirtschaft lebt.
An folgenden Tag wurde das Erlebte nachbereitet. Der Film „nach der Kohle“ brachte Stimmen der betroffenen Menschen in das Klassenzimmer. Wie im Film ging es im Unterricht neben der Umsiedlung dann auch um die Zukunft am Restsee. Es war schwierig, die zeitlichen Dimensionen einzuordnen, denn wieder ging um das riesengroße Loch. Es dauert 40 Jahre bis es voll Wasser aus dem Rhein gelaufen ist. Neben der geografischen Größe und Tiefe, die am Vortag schon nicht einfach zu erfassen war, stellte die Fragestellung, wie ein Leben ein halbes Jahrhundert in der Zukunft den vorstellbar wäre, die jungen Menschen vor eine schwere Aufgabe. „Das kann doch keiner wissen“, war die vorherrschende Meinung. Die Sicherheit und Eindeutigkeit, die planerisch dargestellt wird, entspricht zumindest nicht der Erfahrung und Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler der produktionsschule. Für sie war das eher ein Science-Fiction oder ein schönes Märchen. Ja – Strukturwandel ist wirklich kompliziert. Alles ist sehr groß und es ist nicht einfach zu verstehen, wie es zusammenhängt. Aber wenn man Teile davon zumindest mal gesehen hat und viele Fragen stellen kann, wird es etwas leichter zu erkennen, um was es dabei geht. Und dass man einfach nicht alles glauben kann, was für die Zukunft versprochen wird, ist ja auch eine wichtige Erkenntnis.