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Herausforderungen und Chancen im Strukturwandel der Garzweiler Dörfer

Die Konsequenzen, die von der Abkehr einer fossilen Energiegewinnung auftreten, werden besonders an den fünf Garzweiler Dörfern Keyenberg, Kuckum, Oberwestrich, Unterwestrich und Berverath am Tagebau Garzweiler-II deutlich. Neben den komplexen Umweltauswirkungen des Braunkohletagebaus kam es zu weitreichenden Umsiedlungsmaßnahmen. Von den ursprünglichen Dorfgemeinschaften leben heute noch rund 10% der Einwohner*innen in den Dörfern. Viele Bewohner*innen sind in den vergangenen Jahren in neue Wohngebiete umgesiedelt. Das bedeutet, dass nicht nur eine ökonomische Infrastruktur, also Einkaufsmöglichkeiten, wie der örtliche Bäcker oder der Dorfladen weggefallen sind, sondern auch das soziale Gefüge, das sich sonst über Generationen gespannt hat. Dieser Prozess ist teils sehr konfliktreich verlaufen und wirkt sich auch noch heute auf die sozialen Beziehungen der neuen und alten Garzweiler-Dörfer aus.

Eine Dorfgemeinschaft wiederaufzubauen und attraktiv für hinzuziehende Menschen zu machen, ist ein großes Unterfangen und voraussetzungsvoll. Die Garzweiler-Dörfer sind nicht nur mit einer Ausbreitung städtischer Lebensformen konfrontiert, da Menschen auf Grund fehlender Mobilität, kultureller Angebote und Arbeitsmöglichkeiten vom Land in die Stadt ziehen. Vor ihnen liegt auch der Braunkohleabbau bis 2030 und die Rekultivierung eben dieser Fläche, was mindestens Jahrzehnte andauern wird. Für die Bewohner*innen bedeutet das eine große Unsicherheit in Bezug auf ihre Zukunft und die Frage, wie sie einen gelingenden Alltag trotz der Herausforderungen des Strukturwandels gestalten können. An dieser Stelle setzt das Cafe Nr 5 an, welches einen sozialen und kulturellen Beitrag zu einer demokratischen und zukunftsgerichteten Entwicklung der Garzweiler-Dörfer leisten möchte.

Im Rheinischen Revier besteht die Chance einen Strukturwandel einzuleiten, der den Aufbau und Erhalt einer lebensfähigen und lebenswerten Region im Sinne einer sozial-ökologischen Transformation ermöglicht. Dies beinhaltet die Stärkung von nachhaltigen Beziehungen, Strukturen und Wirtschaftsformen, welche an den Bedürfnissen von Menschen und Natur ausgerichtet sind. Somit hängt ein solcher Prozess auch eng mit der Demokratie selbst zusammen, beschreibt sie doch das Handeln von Menschen in einer Gesellschaft. Der Strukturwandel im Rheinischen Revier wird durch die Transformation der sozialen, ökologischen und ökonomischen Strukturen sowie Beziehungen einen Einfluss auf die Demokratie haben und umgekehrt. Sowohl Strukturwandel als auch Demokratie beschreiben einen ähnlichen gesellschaftlichen Raum. Das hat zur Folge, dass eine sozial-ökologische Transformation nur dann möglich sein wird, wenn neue Formen von Demokratie entstehen, die sich an den Bedürfnissen von Menschen und Natur orientieren.

Damit wird deutlich, dass weiterhin eine Vernetzung von interessierten und engagierten Menschen im Rheinischen Revier relevant bleibt und dazu Orte und Mittel für das Engagement notwendig werden. In einem demokratischen Sinne braucht es Bürger*inneprojekte, die einen niedrigschwelligen Zugang zu Themen des Strukturwandels ermöglichen, sodass eine zukunftsgerichtete, nachhaltige Perspektive und demokratische Teilhabe möglich werden.